Andrea Rocchi
Circa 30 interessierte Zuhörer zog es am 23. November 2022 in die Schule Ipsach zum Vortrag von Bettina Dénervaud von schnell-lernen.ch. Während 90 Minuten erfuhr der geneigte Zuhörer einiges Wissenswertes über die Motivation des Lernens sowie geeignete Lernstrategien.
Lernmotivation
Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die Kinder im Laufe ihrer Kindheit lernen, ist das schulische Lernen nicht genetisch bedingt. Laufen zum Beispiel lernen Kinder von ganz allein, auch sprechen tun sie ganz von selbst, hier müssen wir als Eltern nichts Spezielles tun, es passiert einfach. Das Lernen in der Schule jedoch bedarf spezieller Motivations- und Lerntechniken.
Geht es um das schulische Lernen, sind Kinder unglaublich kreativ – besonders wenn es darum geht, Gründe zu finden, warum man die Hausaufgaben oder das Lernen für einen Test gerade heute und jetzt eben nicht machen kann. Oft werden diese Aufgaben lieblos vor sich hergeschoben und -wenn überhaupt- in letzter Minute noch erledigt. Als Eltern fragt man sich dann oft: «Was mache ich eigentlich falsch?».
Typische Lernfehler
Anhand eines Films von und mit Fabian Grolimund verdeutlichte Frau Dénervaud, welche Fehler man machen kann wenn man mit Kindern lernt:
- beim Abfragen raten lassen
- zu viele Inhalte auf einmal abfragen
- Demotivation, mit anderen Kindern vergleichen
Aus diesen typischen Lernfehlern leiten sich automatisch die Verbesserungen ab:
So machen Sie es besser
Lernmotivation entsteht generell aus der Anwendung des Gelernten. Das geht am einfachsten, indem man Anwendungsmöglichkeiten im Alltag sucht. Zum Beispiel könnte man das Mathematikthema «Masse und Gewichte» beim Kuchenbacken anwenden.
Aber auch des Sammeln von Antolinpunkten hat schon manchen Lesemuffel zu einem begeisterten Punktesammler gemacht, und ganz nebenbei werden Bücher gelesen und das Leserverständnis bei den Fragen geübt.
Beim gemeinsamen Lernen von Vokabeln oder Inhalten wie zum Beispiel Kantone, Seen, Städte, Berge, Flüsse gilt es folgendes zu beachten:
- Kurze Lernsequenzen: nicht hundert Vokabeln an einem Tag sondern in beispielsweise 10er Etwappen aufteilen
- häufige Wiederholungen
- Nicht raten lassen! Wenn das Kind die Antwort nicht weiss, dann die Lösung nach kurzer Bedenkzeit sagen – dabei lernt es mehr als beim Raten
- Visuelle Unterstützung, indem man dem Kind das geschriebene Wort auf der Fichier-Karte zeigt (besonders beim Sprachenlernen wichtig!)
Auch dieses Richtig machen wurde anhand eines Films von Fabian Grolimund gezeigt. Hier könnt ihr den Film anschauen:
Beim Lesen lernen braucht es natürlich andere Strategien. Dort wird empfohlen, Texte mit Zeitbegrenzung (Timer!) so schnell wie möglich fehlerfrei zu lesen. Wichtig ist dabei auch die richtige Betonung sowie dass nach jedem Satzende eine kurze Pause gemacht wird. Dabei wird jeden Tag der gleiche Text wieder gelesen und eine Fortschrittskontrolle gemacht. Nach einigen Wochen wird der Fortschritt gemeinsam mit dem Kind ausgewertet.
Wie kann ich mein Kind zusätzlich motivieren?
Als Eltern könnt ihr euer Kind zusätzlich motivieren, indem ihr Verständnis zeigt für den Hausaufgaben- und Lernfrust: Zugeben, dass Hausaufgaben anspruchsvoll sind, dass die Lernkontrolle schwierig war, dass zum Beispiel Mathe auch nicht das eigene Lieblingsfach war.
Die Crux mit den Nachhilfestunden
Nachhilfestunden sind schwer in Mode. Viele Eltern halten sie für unverzichtbar und investieren gern ein kleines Vermögen in die Nachhilfestunden der Kinder. Und dabei ist eines wichtig:
=> Nachhilfestunden sollten nur punktuell eingesetzt werden
=> jahrelange Nachhilfestunden sind kontraproduktiv: das Kind verlernt dadurch das selbständige, zielstrebige Arbeiten und verlässt sich zunehmend auf die Nachhilfestunden: «Das muss ich jetzt nicht grad verstehen, das lerne ich ja dann noch in der Nachhilfe.»
Lernpausen!!!
Lernpausen sind sehr wichtig! Wenn die Kinder bis zur Erschöpfung lernen (müssen), dann erinnert sich das Gehirn an diesen Erschöpfungszustand und assiziiert in Zukunft das Lernen mit Erschöpfung. Dies führt zu permanenter Lernfrustration.
Wichtig: Lernpausen sollten maximal 5 Minuten dauern und in dieser Zeit sollten keine digitalen Medien konsumiert werden. Der Konsum digitaler Medien ist für das Gehirn anstrengend und hat nichts mit Pause zu tun. Das Gehirn kann sich in dieser Zeit nicht wirklich erholen. Besser: kurz hinausgehen, aus dem Fenster schauen, ein wenig herumlaufen, sich bewegen.
=> hier könnt ihr die Vortragsunterlagen herunterladen!